Wenn der Elefant dein neuer Nachbar ist!

Freitag, 24. Februar 2012

6 Monaten, 22 Tagen, 19 Stunden und 30 Minuten

Während ich hier gerad so auf meinem Bett liege, Löcher in mein frisch aufgeräumtes Zimmer starre (Lulu, meine Putzfrau war da) und darauf warte, dass meine liebe Mutter ihr Skype anschmeisst, dachte ich mir, es wäre ja ganz nett, mal einen kleinen Rückblick zu schreiben.
Dank der neumodernen Technik aus dem Hause Apfel besitze ich den oder die was auch immer *Unsere Liebe* App.
Genau in diesem Moment führe ich seit 6 Monaten, 22 Tagen, 19 Stunden und 30 Minuten eine harmonische Beziehung mit Südafrika. Toll, oder :D?


Ich verliebte mich am ersten Tag, als ich meine Füße auf den Boden der Tatsachen setzte. Ich war wirklich in Südafrika angekommen.


Mensch. Der erste Tag ist schon so lang her und ich erinnere mich noch immer gut an eine schweißtreibende Heimfahrt auf Simons Beifahrersitz vom Flughafen zu unserem Häuschen. Nun bin ich schon soooo lange hier, dass ich nicht mehr andauernd "Links, links, links" denken muss. Vielmehr irritiert es mich, wenn die Autos in Filmen auf der rechten Seite fahren. Wenn ihr demnächst im Radio hört "Geisterfahrer auf der A39", wisst ihr, ich bin wieder zu Hause.


Jedenfalls folgten Wochen voller Spaß und Spannung. Unendliche Wochenenden am Strand oder in der Pampa Südafrikas. Ich habe das Gefühl, die Wochen sind nur so dahingeflogen. Als ich mir neulich die Fotos angeschaut habe, ist mir erstmal bewusst geworden, wie viel wir hier bereits erlebt haben…erleben konnten…erleben durften! Ich versuche alles aufzusaugen wie ein Schwamm, jede Sekunde zu genießen und doch ist es noch nicht genug! Hin und wieder muss ich mir selbst einmal kurz ins Gesicht klatschen und mich daran erinnern, dass ich nur noch bis Ende Juli hier sein darf.


Seit Silvester rennt die Zeit noch mehr, obwohl wir allmählich zur Ruhe gekommen sind. Wir sitzen auch gern mal ein Wochenende zu Haus am Strand und gehen unter der Woche nicht mehr jeden Donnerstag feiern. Wie sagt man so schön, der Alltag ist eingekehrt. 
Den Weg zur Arbeit fahre ich jeden Morgen im Schlaf und die Kühe auf dem Freeway nach Uitenhage begrüßt man locker mit einem "Ach, du schon wieder!". Eins fällt mir immer noch auf. Die wahnsinnig gute Ladungssicherung!
Es bringt mich doch immer wieder zum Schmunzeln...leider habe ich meine Speditionsbibel *Voooth* zu Haus in Deutschland gelassen, sonst würde ich direkt erstmal nachschauen, ob das so zulässig ist ;) Frau Hübsch weiß, wovon ich spreche. 




Ich kann schlecht sagen, ob ich mich veraendere. Wahrscheinlich werd ich einfach nur erwachsener. Wer weiss. Ich geh nicht mehr staendig feiern und bin dauermuede. Ist das nicht so, wenn man erwachsen wird? ;)


Ich sehe viele Dinge mittlerweile gelassener…. Man nimmt sich halt “das Afrikanische” an.
Neulich sagte ein afrikanischer Freund. Afrikaner, die unpuenktlich sind, nerven. Aber noch schlimmer seien Deutsche, die die afrikanische Puenktlichkeit deutsch interpretieren.
Folgendes Beispiel aus unseren woechentlichen HalliGalli-Tagen: Treffen geplant um 18 Uhr. Natuerlich ist niemand da! Afrikaner kommt um 18:30 Uhr. Deutscher kommt um 18:45!
Verstanden?
Ich gewöhne mir schlechtes Africaans-Englisch an "These people are full of kack!" und sage ganz selbstverständlich "Joooooah" anstelle von "Yeeeees!" und an Muttersprachenamnesie leide ich ja sowieso schon seit einigen Monaten.


Es gibt so Tage, an denen laeuft meine Beziehung mit Suedafrika nicht so rund. So sehr ich dieses Land auch liebe, eines ist und bleibt ein Problem fuer mich.
Hier ist man auf kurz oder lang "eingesperrt" An meinen “Knast” kann ich mich noch immer nicht gewoehnen, obwohl ich auf der anderen Seite wirklich froh bin, dass wir so vergittert sind! Dadurch fuehle ich mich einigermassen sicher und red emir einfach immer wieder ein, dass es viel zu anstrengend und kompliziert waere, bei uns einzusteigen. (Ok, wenn der Dieb einen Schraubenzieher dabei hat, ist das Gitter auch innerhalb 2 Minuten ab…)
In den vergangenen 2 Monaten wurden bei Freunden sowie Kollegen aus Deutschland die Wohnungen ausgeraubt. Bei 2 Freiwilligen, die im Stadtteil Walmer wohnen hat der Einbrecher das Zimmer leer geraeumt, waehrend sie geschlafen haben. Ihr Glueck war, dass sie nicht wach wurde. Das Gleiche ist einem Anderen Deutschen passiert. Dort haben die Einbrecher die Alarmanlage sowie Bewegungsmelder ueberlistet. Bei Freunden aus S.A wurde ebenso eingebrochen vor nicht allzulanger Zeit… Bei den Franzosen (mit den Studenten unternehm ich im Moment haeufuger was) wurde vor der Haustuer das Auto aufgebrochen und ein Kollege von Jessica wurde vor 2 Wochen an der roten Ampel ge”Hijacked”, was so viel bedeutet wie: Scheiben eingeschlagen, alle Wertsachen (Geldboerse, Armbanduhr…)abgenommen!
Und es liegen noch immer ein paar Monate mit ungeplanten Wochenenden vor uns Wanderern, an denen wir jede Menge umherreisen koennen! Die Zeit erscheint uns nur noch so kurz. Seit 2012 begonnen hat, rennt die Zeit davon. Es ist, als waeren wir oben am Berg angekommen und sind nun in Affentempo dabei, hinterzurollen. Wir wollen noch so viel machen und wissen  gar nicht mehr, wann wir das eigentlich noch machen sollen :D

 
Wenn ich aus dem Fenster aufs Meer schaue, muss ich mich nun manchmal daran erinnern, dass das nichts Selbstverstaendliches ist und ich das alles schon bald nicht mehr haben werde! Mittlerweile ist der Alltag eingekehrt (Okay, die Wochenenden sind noch immer jedes Mal wie Urlaub) und man sieht vieles einfach als normal an. Wenn ich mich dann selbst kurz aufgeweckt habe, macht sich direkt wieder ein schönes Gefühl in mir breit und im Kopf hab ich nur einen tollen Gedanken: alles richtig gemacht, gute Entscheidung, hier bleib ich gern noch ein paar Monate! J.
So ne kleine Beziheungspause kann ja hin und wieder ganz erfrischend sein. Ich freie mich schon wie Bolle auf meinen "Urlaub" in Deutschland.

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