Wenn der Elefant dein neuer Nachbar ist!

Montag, 9. April 2012

Was wollen Sie in Deutschland?

Nun bin ich in Deutschland und habe Heimweh. 

Am Dienstag wartete ich in Johannesburg auf meinen Rückflug. Dass ich bereits viel zu spät dran war, habe ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht geahnt. Eine Stunde vor Boarding habe ich mich zur Passkontrolle Richtung GATE´s A gemacht.
Dort wartete ich. Boarding Time auf meinem Ticket: 6.45. Aktuelle Uhrzeit:  6.25. Endlich begrüßte man mich mit 'Good afternoon Lady, how are you?' 'Fine!' 'Sorry, but where are you going to? Please tell me, why is there no Entry stamp in you passport?` Daraufhin hab ich ihr schnell meine Passgeschichte erzählt und wurde mit den Worten, 'Ma´m you´re running late-you´d better run! The boarding just closed.' verabschiedet. Hä, wieso das denn? Ok wo muss ich hin, Gate A. Aber welche Nummer? Hat mir niemand aufs Ticket geschrieben. Der Witz war. Man konnte auf den Tafeln vor der Passkontrolle immer nur A lesen. Da mich stets das Glück verfolgt, rollte mein Flugzeug von Gate A30 ab. Also am Arsch der Welt. Somit rannte ich mit meinem Handgepäckkoffer quer durch den Flughafen, erreichte ausser Atem Gate A30. Dort diskutierte ich mit der Frau, dass ich ja noch ins Flugzeug muss und man mich an der Passkontrolle aufhielt und mein Ticket auch scheiße war!... Es war 6.35. Abflug 6.45.  Ich hatte dann wohl in der ganzen Vorfreude Boarding Time mit der Departure Time verwechselt. Ich hätte noch einen 'Last call for Flight A234 for Ms. W.' erwartet. Aber ich war ja noch in Afrika-da darf man mit sowas nicht rechnen. Hatte ich kurzzeitig schon verdrängt.
Man brachte mich dann mit nem kleinen Auto zum Flugzeug. Als ich auf meinem Sitzplatz saß, erleichtert, dass man nicht ohne mich losgeflogen war, bemerkte ich, dass ich mein Ticketmäppchen in der ganzen Aufregung verloren hatte. Machte die Stewardessen verrückt und man brachte es mir Gott sei Dank zurück.
Der Rückflug über die Türkei war recht entspannend. Um 10.05 landete ich in Deutschland und die HERZliche Begrüßung war kaum zu übertreffen. Ich strahlte über beide Ohren, immerhin freute ich mich ja doch schon ein bisschen, nach 8 Monaten endlich zu Haus zu sein und trat lächelnd 'Guten Moooorgen!' sagend vor den Passkontrollmann. Ich erntete einen bösen Blick und ein kurzes, emotionsloses 'Morgen!', wie es freundlicher nicht hätte sein können. Es folgte Schweigen. Ähmm...ihr wisst, wovon ich spreche?
Hupperla.
Kaum zu übersehen, ich war wieder in der Heimat.

'Was machen Sie in Deutschland?!' 'Ähm...Urlaub?' Ich überlegte kurz, ob ich nicht sagen soll: Entschuldigen Sie Vollpfosten, aber sie haben einen Deutschen Pass vor sich liegen, eigentlich bin ich aber Chinese und hab ihn nur gestohlen und ich wollt einfach mal gucken, was es so gibt in Deutschland. Hab ich dann nicht getan. 'Ja! Und WAS machen Sie in Afrika???' 'Ich habe in meinem P A SS D O R T ein Arbeitsvisum für 1 Jahr und besuche nun über Ostern meine Familie.' Wer lesen kann, ist schwer im Vorteil. Wortlos und herzzerreißend nett gibt man mir meinen Pass zurück und ich durfte gehen. So viel zu Deutschland.

Meine Füße froren auf der Stelle ein und ich begrüßte meinen Papa mit liebevoll 'Hätte ich gewusst, dass es hier so SCHWEINEKALT ist, wär ich wohl doch in Afrika geblieben!' Er wusste, wie es zu verstehen war und freute sich, dass ich endlich in der Heimat angekommen war. Die komplette Rückfahrt war merkwürdig. Es hatte sich NICHTS verändert. Ich meine, wieso auch? Es war merkwürdig das neue-alte zu Hause zu sehen, wo ich nun für die kommenden 10 Tage Asyl bekommen würde. Aber ich freute mich. Papa lieferte mich zu Haus ab, ich konnte meine Koffer in mein Zimmer bringen, mich wärmer anziehen und bekam zur Begrüßung leider kein Mettbrötchen als Folge von Zeitmangel, dafür aber Milchreis. :) Nebenbei lies ich mich vom unterhaltsamen TV Programm berieseln und musste einige Sekunden später wieder ausmachen. Das Niveau war nicht zu untertreffen und ich erinnerte mich daran, wie schön es war in Afrika so ohne Null-Acht-Fünfzehn Fernsehprogramm. SO komplett ohne TV. Ich stellte mir ernsthaft die Frage, wie ich es OHNE überlebt habe? Die Antwort lag nun in voller Breite vor mir. In Afrika gab es zwischendrin mal nen Tag, wo ich gern TV geschaut hätte. Hat sich nun erledigt.

Am Nachmittag setzte ich mich direkt ins Auto um meine Freundin in BS zu besuchen. Nach mehrmaligem Hand an die Tür kloppen und beim Abbiegen auf die falsche Seite fahren kam ich heile in BS an. Wenn Verkehr war, wars leicht, da folgte ich einfach nur den anderen Autos vor mir ;) Ansonsten hielt ich jedesmal an den Kreuzungen an und musste meine Links-Rechts- Was denn nu? Gedanken ordnen. Einmal hat mir eine Frau einen Vogel gezeigt, als ich ihr entgegen fuhr und dann schnell auf die rechte Seite wechselte. Man kann sich auch anstellen.
Vor Freude, meine Freundin zu sehen, mussten wir erstmal hüpfen und weinen! :) Schön, wieder zu Haus zu sein!
Am nächsten Morgen war Papas 50. Geburtstag und wir frühstückten. RICHTIGE Brötchen mit Käse. Es war sowas von oberlecker, dass ich vor Freude fast nochmal hätte weinen können! Man lernt eben die kleinen Dinge im Leben zu schätzen.

Mit meinen Eltern war ich einkaufen. Im Wagen: Quark, Mozarella, Tee. Auf mehr hatte ich erstmal keinen Hunger. An der Kasse war ich ein wenig überfordert. Die Dame hatte einen eingefrorenen Gesichtsausdruck und alles in Mordsgeschwindigkeit über den Scanner gezogen, niemand hat mir den Einkauf eingepackt und gleichzeitig, während sich ein Berg von Eingekauftem vor mir zum Mount Everest auftürmte, sollten wir auch noch bezahlen. 'Herzlich Willkommen zurück!'

Ich kaufte mir übrigends noch eine Handy Prepaid Karte, da ich, wie ich festgestellt habe, so ohne Handy in der heutigen Zeit völlig von der Außenwelt abgeschottet war. Gibt ja noch FACEBOOOK. Ohne das hätt ich die kommenden 10 Tage wohl völlig allein verbracht. Die Handykarte musste aufgeladen werden und ich wollte AIRTIME kaufen. Fragende Blicke erinnerten mich daran, dass man das hier so nicht nennt. 'Ähm bitte einmal Geld aufladen. Danke!'

Ausserdem friere ich ohne Ende und bediene mich täglich an Mutters Kleiderschrank.
Tage und Stunden mit den Menschen, die mir am Meisten bedeuten fütterten meine Sehnsucht mit Zufriedenheut und ich merke bereits, dass ich zurück möchte.
Ohne Frage ist es schön, wieder daheim zu sein und vor allem seine Freunde und Familie zu drücken, aber nun reicht es auch wieder.
Auf der einen Seite ist es, als wäre ich niemals weg gewesen, als wäre die Zeit hier stehen geblieben - bis auf den einen oder andern Kinder oder Hochzeitszwischenfall.
Nur wenige begrüßen einen wirklich herzlich und sagen dir, wie schön sie es finden, dass du wieder da bist. Es ist nunmal, als wäre man nie weg gewesen, deswegen interessiert es die Meisten wohl auch nicht. Man lebt nunmal in Deutschland und was auf der Welt passiert, interessiert unsere Mitmenschen recht wenig. Der Egoismus kommt zum Vorschein... was habe ich ihn vermisst. So viel dazu.

Es ist auf der einen Seite alles wie vorher und doch ist es anders.
8 Monate haben so die ein oder andere Person in meinem Leben zu einem Staubkorn gemacht, welches spätestens jetzt lautlos durch mein Sieb rieselt. Nur ganz wenige interessiert es wirklich, was ich erlebt habe, wie es mir so geht und dass ich wieder da bin...!
Diese wenigen Brocken, die hängen bleiben, sind meine Freunde, und dafür liebe ich Euch.  Dazu später noch einmal mehr.
Darunter Mel, meine Freundin aus Afrika, die mich über Ostern aus Köln besucht hat. Gemeinsam sind wir zu Simon, meinem ehemaligem Mitbewohner gefahren. Somit waren die 3 MuskeLtiere wieder vereint. Ihr seid wunderbar und ich liebe Euch von ganzem Herzen! Südafrika hat aus uns Freunde gemacht und ihr fehlt mir unendlich. Wenn ich könnte, würde ich Euch in meinen Koffer stopfen....

Nun schaue ich Pippi Langstrumpf im TV, freue mich darüber, dass das Programm doch noch Gutes zu bieten hat (soweit hat einen die FernseheIndustrie in unserem Land gebracht, dass ich mit 24 anfange, ZDF zu gucken ;D).... und freue mich wahnsinnig darauf, im Laufe des Tages noch weitere liebe Menschen zu treffen, die es wert waren, vermisst zu werden!

Zweifellos stecke ich zwischen Heimweh und Fernsucht fest. Mir fehlt das Meer und der Steg und meine neuen Freunde. Und vor allem fehlt mir die Freundlichkeit -  und das Wetter! Soviel zu meinen ersten Eindrücken aus der Heimat Ich musste wirklich erst einmal wieder in die Heimat zurück um aufzuwachen und zu merken, wie toll es in S.A eigentlich ist... Passen Freunde nicht in den Koffer?

5 Kommentare:

  1. ....es fehlt....ein Stundenlanges Telefongespräch mit Menschen, die obwohl sie im selben Land leben, eine ganz andere Sprache sprechen. ;)

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    1. Im August....im August mein Freund. Grüße in den Süden...

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    2. Aktuell ist der Süden der neue Norden :P

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  2. Molo Jill.
    Neid, Missgunst, Eifersucht und Unzufriedenheit. Die wahren Freunde sind diejenigen, die sich mit Dir freuen und stolz darauf sind, dass Du alles so gut bewältigst..
    Ich habs selbst durch und mich von "angeblichen Freunden" getrennt.
    LG Matthias

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    1. Molo Budi. Danke! Manchmal muss man sich erstmal wieder daran erinnern...so eine Zeit im Ausland öffnet einem schon sehr die Augen.

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