Wenn der Elefant dein neuer Nachbar ist!

Dienstag, 27. September 2011

Wenn sich die Uhr rueckwaerts dreht, und wie alles mit einer Tasse Himbeer Vanille Tee weiter geht.

Kennt ihr diese Tage, an denen morgens der Wecker klingelt, und man denkt sich: Oh nein! Das ist ja wohl ein schlechter Scherz. Heute ist so ein Tag. Angefangen hat alles damit, dass um 5:45 mein Radiowecker anging und mich mit den wunderbaren Zeilen von Britney Spear’s “SHAME ON ME” aus meinen Traeumen geholt hat.
Der Blick aufs Meer hat den Schock am Morgen dann ein wenig wieder gut gemacht.

Mittlerweile ist es morgens schon recht warm und nicht mehr dunkel. Kaum sind wir heute Vormittag auf den VW Parkplatz gefahren, wurden wir vom Parkwaechter begruesst. Ein Parkwaechter ist hier gold wert. Jessi’s Polo sind zufaellig die Radkappen abhanden gekommen. Shit happens :D Nun hab ich dennoch ein wenig Angst um meine Alufelgen. Bei meinem Glueck steht mein Auto demnaechst auf Steinen und ich trage mein Auto a la Flinstones voran.

Was hier in Afrika auch auffaellt, ist die Tatsache, dass man nach jedem Feierabend durch eine Schlaeuse gehen muss, wo eine Taschenkontrolle stattfindet und der Koerper abgetastet wird. Die Taschenkontrolle laeuft eher halbherzig ab. Einmal oben reingeschaut-weitergehen! Wenn ich clever waere, koennte ich trotz Kontrolle halb Volkswagen in Kleinteilen nach Haus schleppen. Es sei den, ich klemm mir mal schnell Jessi’s Radkappen untern Arm. Das wuerde ausnahmsweise beim Abtasten auffallen.

Nun sitze ich an meinem Schreibtisch, der solangsam sichtbar ist, da ich alle Akten bewaeltigt habe und warte auf Arbeit. Ich werde demnaechst ein Projekt bekommen, ueber das ich letzten Freitag mit meinem Manager gesprochen habe. “I’ll send it to you this evening!” war am Freitag. Heut ist Dienstag. Ich hatte die afrikanische Gummizeit nicht bedacht.
Auch bekomme ich des oefteren zu hoeren: “Chill down, girl!”  Ich arbeite wohl einfach zu schnell. Letzte Woche wurde ich fuer mein Interesse und meine Eigeninitiative in den Himmel gelobt.
Meinen Vanille Haferschleim hab ich bereits verputzt und die Excel Tabellen wie jeden Morgen geprueft. Wenn ich mich so umschaue, moechte ich Euch nun unheimlich gern in Kurzfassung meine Kollegen vorstellen:

Jeden Vormittag werde ich von meinem Kollegen Neil auf Africaans begruesst: “Goiemore, Hie gaan dit?” “Dit gaan goed, dankie!” Ansonsten gibt Neil mir schrecklich viele Reisetipps und fragt mich stets ueber mein Wochenende aus. Sobald er an seinem Schreibtisch sitzt hoert man die Worte " Another Day in Paradise!" Mit diesem Satz nimmt er seinen Haufen an Arbeit in Angriff- jeden Tag. Den mitunter wichtigsten Satz, wenn mein Telefon klingelt, und ich mal wieder auf Africaans vollgebrabbelt werde und einfach kein Wort verstehe, habe ich von ihm gelernt: “IK PRAAT NIE AFRICAANS NIE!” Benutze ich so um die 100 Mal am Tag.
Dann gibt es noch Ernestine, genannt “Ernie”. Eine sehr temperamentvolle Dame, deren Telefon ununterbrochen klingelt. In ihren Augen machen alle Leute hier nur Bloedsinn, den Sie ausbaden muss-und ich helfe ihr! Neulich der Fall: Ein Manager ist seit 2 Monaten hier in Afrika. Seine Luftfracht ist in Indien gelandet und seinen Container mit Moebeln und allem anderen Schnickschnack in Chattanooga, USA. Wer darf es ausbaden, WIR :D
Ich mag sie, denn sie ist nicht auf den Mund gefallen. Von ihr lerne ich die komplette Export und Import Abwicklung. Dank Stina haben wir alle moeglichen Sorten von deutschem Tee (hier gibt es ja nur Roiboos Tee, falls ihr Euch erinnert). Vom Duft meines Himbeer Vanille Tees waren Ernie so angetan, dass ich ihr 2 Beutel geschenkt habe. Sie war hin und weg, konnte es nichtfassen, dass es Tee gibt, den man ohne Milch trinkt! Von ihrem Schreibtisch aus war ab und ein ein ”OOOOOH! LOVELY!” zu hoeren.

Shinaaz ist ziemlich neugierig und will alles ueber mich und meine Familie und meine Wochenenden wissen. Sie liebt meine Kleidung und vor allem meine Halstuecher. Sie kann es nicht fassen, dass ich so viele davon habe-jeden Tag ein anderes trage! Von ihr werde ich meist mit den Worten: "Come here girl, show me your outfit...i love your scarf!" begruesst.

Phumza spricht deutsch, da sie 2 Jahre lang in Deutschland gearbeitet hat. Wir unterhalten uns auf deutsch, ich helfe ihr E-Mails nach Deutschland zu schreiben. Sie ist wirklich ein Engel und immer gut gelaunt. Mittlerweile lerne ich auch schon fleissig einige Woerter IsiXhosa von ihr, scheitere aber klaeglich.

Jaqui ist ist die Frau mit der piepsiegen Stimme. Sie ist die Ruhe selbst und sehr sehr hilfsbereit.

Tiefe Stimme, dreckige Lache-das ist Ringrose, unser stellvertretender Manager, oder was auch immer er fuer eine Position hier hat. Er spricht Englisch mit afrikanischem Akzent , schmeisst in einem Satz Englisch und Africaans durcheinander, was sich ungefaehr so anhoert: “Ohhhhh, can you make a copy please, maaaaaaaaaaan! LEKKA, DANKIE!”
Ich find ihn einfach nur putzig. Wenn ich ihn immer so in seinem Buero sitzen sehe, fehlt laut meinem Kopfkino nur noch die Goldkette, ein Hut und eine Zigarre! J Egal was ich ihm erzaehle, er ist immer total erstaut und antwortet mit: “OOOOOH, IS It?”

In Africa ist es ueblich, dass jeder mit Vornamen angesprochen wird. Aus Hoeflichkeit wird stets gefragt, wie es dem anderen geht und vor allem wird wirklich IMMER gegruesst! Trifft man einen fremden auf der Strasse, gruesst man und fragt “How is it going?” In Deutschland stirbt das fremde Gegenueber auf der Strasse eher an einem Herzinfakt, nur weil ein Unbekannter “Hallo!” sagt. Oder man wird von grossen Kulleraugen, in denen sich 3 Fragezeichen sichtbar machen, angestarrt-natuerlich kommentarlos! In Afrika gibt es das nicht! Grundsaetzlich hoert man hier von allen Seiten, dass die Deutschen “grumpy”, also Miesepeter, sind. Deutschland, das sollte dir zu denken geben.

Die Uhr dreht sich heut in Zeitlupe voran. Draussen scheint die Sonnte, im Buero sin des wonnige 18 Grad Klimaanlagentemperatur. Mal ehrlich, da wundern sich hier alle, dass sie Schnupfen haben.  Ich muss noch bis 16 Uhr durchhalten.

Achjaaa…Es ist Dienstag. Da war doch was. Genau: J Kinooooodienstag. Heut schauen wir uns "The ONE" an.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen