Wenn der Elefant dein neuer Nachbar ist!

Dienstag, 16. August 2011

Guten Morgen, Port Elizabeth!

Kaum zu glauben, dass wir nun schon 16 Tage in Suedafrika sind. Die ersten 2 Wochen sind wirklich nur so dahin geflogen. Wir waren arbeiten oder unterwegs, und abends war ich bisher immer zu muede, meinen BLOG auf dem neuesten Stand zu halten. Jetzt hat mich mein schlechtes Gewissen eingeholt, also schreibe ich euch mal, was es so Neues gibt.
Die Arbeit macht mir viel Spass. Ich wurde am ersten Tag direkt freundlich aufgenommen und alle sind super nett und hilfsbereit. Eingesetzt bin ich in der Transport Abteilung, die sich um Import, Export, lokale Transportgeschaefte und alles weitere kuemmert. Hier schon der erste Unterschied zu Deutschland. Dort gab es fuer jeden Prozess eine Unterabteilung, hier ist jeder fuer sich eine Abteilung allein! Jeder macht alles. Ich habe einen schnieken Schreibtisch auf dem ein PC aus Uromas-Zeiten steht. Er hoert staendig auf zu arbeiten, das Oeffnen von Dokumenten dauert gefuehlte Jahrhunderte, aber er funktioniert. Ich muss dazu sagen, dass dieser PC der Einzigste ist, der nicht auf den neuesten Stand gebracht wurde.  
Waehrend meiner ersten Arbeitstage habe ich meinen Schreibtisch nicht gesehen. Er war zwar an Ort und Stelle, aber so voll mit Akten, dass ich ihn nicht mehr sehen konnte. Und mit voll meine ich voll voll voll. Meine erste wunderbare Aufgabe bestand darin, alle Akten in das System zu archivieren. Fuer diese Aufgabe hat sich in den letzten 3 Monaten wohl niemand verantwortlich gefuehlt, da meine Position nicht besetzt war. Also, ran an das Chaos! Zuerst die Blauen, die LKW Akten dann die Orangenen und die die Luftfrachtakten, die Seefrachtakten, die Akten fuer den Kombi Transport und schliesslich die gelben Akten. Ich dachte erst, diese buecherdicken Akten waeren ein Scherz. Von einem papierlosen Buero hat hier wohl noch niemand was gehoert. ;) Sie waren kein Scherz. Also bin ich nun seit 2 Wochen und 2 Tagen damit beschaeftigt, Akten so dick wie Buecher zuerst auf die Vollstaendigkeit der Dokumente zu pruefen und abschliessend in das System einzuhaemmern. Mittlerweile sehe ich die Farbe des Tisches vor mir! Juhuuuuu! Was fuer ein Erfolgserlebnis. Mein Manager hat mir jedoch heute bei unserem Meeting hoch und heilig versichert, dass ich das nur aufarbeiten muss. Ich bin nun also von 7 Uhr morgens bis zum Feierabend um 16 Uhr mit den Akten beschaeftigt. (Zwischendurch habe ich 30 Minuten Mittagspause, in der ich mich mit den anderen Deutschen in der Kantine treffe!)
Er hat mir einen kompletten "Laufzettel" fuer meine kommenden 12  Monate hier erstellt, in dem ich alle Prozesse kennen lernen werde. Von Kundengespraechen bis ueber das Ausstellen von Exportdokumenten und was sonst noch so anfaellt. Ausserdem soll ich an Business Workshops teilnehmen, die mich qualifizieren sollen und der Bonus des  ganzen Jahres wird ein eigenes Projekt sein, fuer das ich abschliessend eine Bewertung bekomme! Hoert sich ja erstmal alles prima an, ich lass mich mal ueberraschen! Bis dahin bleibe ich erstmal die kleine Aktenfee! Jedenfalls ist mein Manager echt super! Er will nun sogar dafuer sorgen, dass Jessi und ich ein neues Auto mit Radio bekommen! :D
Bei meinem Aktenchaos bekomme ich vollste Unterstuetzung von Ernestine, genannt "OERNIIIIIE". Eine niedliche Dame, Ende 50, die mich jeden Morgen mit " How are you doing my deeeear!" begruesst!
Auch alle anderen haben mir direkt dabei geholfen, ein Ferienhaus fuer meine Familie zu finden. Hier laesst wirklich jeder seine Arbeit stehen und liegen, wenn er helfen kann.
Auf den Gaengen hier im Werk wird man von jedem, wirklich JEDEM, freundlich gegruesst und hin und wieder sogar gefragt, wies denn so geht! Die Maenner halten einem IMMER die Tuer auf, was ich von Deutschland wirklich gar nicht mehr gewoehnt bin.
Hin und wieder werde ich direkt auf Africaans vollgequatscht, da ich ja so suedafrikanisch aussehe! Mit meinen 3 Woertern Niederlaendisch, die ich bisher sprechen konnte, kann ich mich doch etwas verstaendigen! Ich lerne nun jeden Tag fleissig ein wenig Africaans.
Letzte Woche, als ich morgens zur Arbeit kam, stand vor dem Tor eine Gruppe von Farbigen, die alle gemeinsam gesungen und getanzt haben. Es war Freitag. Wieso tun sie das, hab ich mich gefragt??? Vielleicht feiern Sie, dass Freitag ist? Natuerlich alles Quatsch, was ich mir hier schon wieder gedacht hatte. Es handelte sich um die Mitarbeiter einer Putzfirma, die fuer mehr Geld gestreikt hat. Gut zu wissen ;)!
Jeden Tag, wenn ich den Parkplatz verlasse, winkt mir der nette Parkwaechter zu! Einmal habe ich mein Auto auf dem Parkplatz verloren, und da ich ja keinen automatischen Schluessel habe, mit dem man das Auto rufen kann, damit es blinkt, bin ich gute 10 Minuten herumgeirrt. (Ich bin immer noch ziemlich verwirrt, dass tatsaechlich noch Autos ohne Radio und Zentralverriegelung gebaut werden ;D) Hier fahren leider auch alle Leute silberne oder weisse Autos, meistens den Polo Vivo!
Mein Weg zur Arbeit fuehrt mich jeden Morgen durch die Townships. Dort sieht man Afrikaner die Strasse entlang joggen; Andere wiederum trampen oder warten auf den Bus. Wiederum Andere fahren mit dem Rad. Und das kreuz und quer ueber die Strasse. Weil natuerlich die meisten Farbigen noch zusaetzlich in froehlichem Schwarz angezogen sind, und es morgens immer noch dunkel ist (ist ja Winter hier), habe ich staendig Angst, dass ich jemanden einfach umfahre! Man sieht sie einfach kaum bis gar nicht! Ich hatte solche Langeweile ohne Musik beim Autofahren- das ist wirklich, als wuerde man mir meinen Lebensinhalt wegnehmen- dass ich selber gesungen habe ( ist ja keine Schwester hier, die mich dafuer schlagen kann :D ) oder einfach die Strassen angeschaut habe.
Es ist schon wirklich erschreckend/erstaunlich-wie auch immer man es nennen will, dass Reich und Arm fast Tuer an Tuer wohnen.
Jessi, meine Mitwanderin, und ich haben uns bereits letzte Woche fuer einen Tauchkurs angemeldet. Hatten das eigentlich nicht so frueh geplant, nun war aber gerad ein Angebot, 2 fuer 1, also haben wir uns den anderen 4 Deutschen angeschlossen und uns angemeldet. 
Letzte Woche gabs dann 2 Nachmittage nach der Arbeit bis 21 Uhr Theorie und am Wochenende ging es in den Pool. Das Anziehen der Ausruestung ist echt ne Sportart fuer sich! Als wir das erste Mal abgetaucht sind habe ich mich total unbeholfen gefuehlt. Alle neben mir sassen schon auf dem Grund, nur Ich bin noch irgendwie wie ein kleiner schwereloser Kaefer rumgetaumelt. Irgendwann ist unseren Tauchlehrern dann aufgefallen, dass ich noch nen Kilo Gewicht an meinen Guertel brauche, weil ich einfach so leicht war :D . Anschliessend sass ich dann auch sicher auf dem Boden. Nach 1,5 Stunden waren wir dann mit allen Uebungen fertig und mein Koerper war tot. Besser gesagt, meine Fuesse waren tot und meine Zehen leichenblass. Ich habe sie einfach nicht mehr gespuert, weil es so schweinekalt war. Da bringt einem der Wet Suit recht wenig, wenn die Fuesse nackig bleiben und schlichtweg erfrieren. Bei Jessi dachte ich kurz, sie sei eine Eisfigur, als ich ihre blauen Lippen gesehen habe. Sonntag ging der ganze Spass morgens um 8 nochmal aufs Neue los. Diesmal sind alle abgetaucht, ausser mir. Irgendwie habe ich mich etwas dusselig angestellt, dann kam Wasser in meine Brille und dann hab ich das Atmen vergessen :D Meine erste Uebeung unterwasser war auch feuchtfroehlich. Ich sollte meine Ausruestung (BCD) mit Luft fuellen, damit ich einfach schwebe. Entweder war ich zu viel mit Luft gefuellt oder zu wenig! Also bin ich die ganze Zeit wie ein Heliumballon hoch und runter und dreimal im Kreis durchs Wasser geschwebt! Ich entschuldige mich noch immer bei Kelly, meiner Tauchlehrerin, die glaub ich kurz vor der Verzweiflung stand! Nachdem wir 3 Stunden mit kurzer Unterbrechung im mollig warmen Pool rumgeschwebt sind, kam noch die Kroenung des Tages. Wir mussten unseren Wet Suit ausziehen und in Badesachen 10 Minuten im Pool schwimmen-auf einer Stelle! War wieder kein Scherz :D Also nach 4 Stunden, halb erfroren, wurden wir aus dem Wasser entlassen. Worauf hab ich mich da nur eingelassen! Kommendes Wochenende gehts dann das erste Mal ins Meer. Ich freue mich jetzt schon wieder riesig, erfrieren zu duerfen.
Letztes Wochenende sind wir Abends zum ersten Mal ins Barney's gegangen. Das Barney's ist ne nette Tanzbar mit Meerblick direkt an der Beachfront, nicht weit von Jessi's Wohnung entfernt. Dort spielt jedes Wochenende eine Live Band-ziemlich ohrenbetaeubend aber zumindest die Lieder sind echte Kracher! Uns hats echt super gefallen. Das Publikum entspricht jeden Alters, von 18-60, von Surferboy bis Freak! Die Maedchen sehen aus wie Pueppchen, oder als wuerden sie nachts noch einem anderen beruf nachgehen. Weisses hautenges Jersey Minikleid, darunter ein netter Schluepper (Ja wirklich, Jessi und ich konnten den huebschen Abdruck sowie ihren Hintern durchblitzen sehen) mit Stiefeln. Ein Hingucker nach dem anderen lief uns vor erschrockene Auge. Trotz allem, der Schuppen war echt klasse!
Wir haben direkt neue Bekanntschaft gemacht mit Mark, einem Sportstudenten. Er hat uns angeboten, am Wochenende mal mit ihm und seinen Freunden "abzuhaengen" und zu Reisen.
Irgendwann im Laufe des Abends stand Mark auf der Tanzflaeche neben uns. Er war riesig, ich wuerd sagen so 2,10m gross. Das war uns vorher nicht aufgefallen. Also haben wir uns den ganzen Abend noch mit 2,10m Mark unterhalten. Ich habe ihm von Wodka Ahoi erzaehlt und nun muss ich ihm sowas aus Deutschland mitbringen. "Ahooooi Brauseeeeee, what kinda shit is that man?"
Gestern war ich mich mit Jessi im VIRGIN ACTIVE Fitness Studio anmelden und wer kommt ploetzlich die Tuer hinein! 2,10m Mark! Na dann werden wir ihn jetzt wohl oefters sehen und nicht nur sturzbetrunken im Barneys.
Das Fitnesstudio macht übrigends morgens um  5 Uhr auf. So geisteskrank bin ich dann glaub ich doch nicht, um vor der Arbeit zum workout zu gehen.

Momentan wohne ich noch 10 km vom Strand entfernt im NEWTONPARK. Pendle immer zwischen Jessi´s Wohnung an der Beachfront und meinem Heim hin und her. Werde demnächst auch in eine Wohnung mit Meerblick umziehen. Hier schonmal der Vorgeschmack: Mir blieb dieser Ausblick nach dem Aufstehen leider nicht erspart:

Kurzfristig bekamen wir am Wochenende noch Besuch von unserem 2 jährigen Nachbarn Sam, der uns in Xhosa vollgesabbelt hat, obwohl er Englisch verstehen konnte. Er hat uns ausgelacht. Ich hätte mich auch ausgelacht, wenn ich uns gesehen hätte. Wir haben nämlich mit ihm gesprochen wie Jane mit Tarzan :D "I am Jiiiiilll, this Jessica, and yoooooou!" Oh Gott, war er süüüüüß :) Gott, waren wir bescheuert :D
Sam, unser Nachbar!

Der kleine Kerl war wirklich clever. Früh lernt sich, wer Geschäfte machen will, also hat er versucht, Jessi´s Handy vom Tisch mitgehen zu lassen und uns zum Tausch seine Spielzeugpistole dagelassen!

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